Infinity Expression: 11.7.2019: Natürlich ist der heilige Geist Sophia…die Katharsis ist extrem, aber lohnenswert…nichts für Normalsterbliche, sage ich nur.
„Die himmlische Sophia. Theosophie X“
„»So wie seine Schekinah oben ist, ist sie auch unten.« Die beiden sind letztlich eins, aber durch den Fall hat die obere die untere als ihre Hypostase erzeugt, ihre Spiegelung in den unteren Wassern.
Die russischen Sophiologen meinten, die Aufgabe des Menschen sei es, die gefallene Sophia wieder mit ihrem transzendenten Archetyp zu vereinigen.
Tatsächlich kennt die Geschichte zwei Formen der Sophia: die Weltseele und die Engelsgestalt der göttlichen Weisheit. Diese Unterscheidung setzt voraus, dass es neben dem Abstieg auch einen Aufstieg, eine Erhebung der einen zur anderen gibt.
Und jede Form sophianischer Spiritualität schließt eine Erhebung der unteren zur oberen Sophia durch einen Prozeß der seelischen Transformation ein. Von dieser Erhebung, die jüdische, islamische und christliche Mystiker kennen, spricht
Corbin: »Der Erde von Angesicht zu Angesicht in Gestalt ihres Engels gegenüberzutreten, ist ein wesentliches seelisches Erlebnis, das sich weder in der Welt unpersönlicher abstrakter Begriffe abspielt, noch in der Welt der Sinnestatsachen.
Nicht durch die Sinne nimmt man die Erde wahr, sondern durch ihr Urbild.
Weil dieses Bild, das die Seele in ihren Tiefen mit sich herumträgt, die Züge der Person annimmt, gerade deshalb vermag es zu versinnbildlichen. Die Wahrnehmung des Engels der Erde ereignet sich in einer mittleren Welt,
einer Welt von archetypischen Bildern, die von jedem Einzelnen auf individuelle Weise erlebt wird.«
Der Engel der Erde ist nach Versluis Sophia, die Weltseele, durch sie begreift die menschliche Seele ihre eigene spirituelle Bedeutung, die ihr durch das Bild der Sophia offenbart wird, deren Abbild sie letztlich ist.
Die Seele erlebt ihr innerstes Zentrum als etwas, das ihr von außen entgegentritt.
Sophia ist das reine Element, in dem sich die Offenbarung des Logos oder der geistigen Sonne abspielt, sie ist auch die Gegenwart Gottes im Kosmos. Daher bezeichnete sie Böhme als ein Prisma, durch das das reine Licht der Gottheit ins Sein
aufgespalten wird und meinte, dass man sich der Trinität durch Sophia nähern müsse.
Denn sie gehört laut Versluis nicht der Trinität an, sondern ist das Medium oder Element, durch das die Geschöpfe sich dem Vater, dem Logos und dem Heiligen Geist nähern können. Wenn sich der Schauende der Jungfrau aus Licht nähert,
dann nähert er sich in Wahrheit seinem eigenen Wesenszentrum an.
Daraus wird laut Versluis begreiflich, warum die theosophische Devotion gegenüber Sophia anthropomorph sein muss. Denn sie zieht alle natürlichen Kräfte des Eros in sich zusammen und wendet sie auf den transzendenten Ursprung
und das sinnesjenseitige Ziel des Menschen. So schreibe auch Corbin über persische Sufis: »Der Weg von der menschlichen Liebe zur Liebe Gottes besteht nicht darin, von einem Gegenstand zu einem anderen überzugehen. Vielmehr handelt es sich
um eine Metamorphose des Subjektes der Liebe.«
Alles in allem gibt es laut Versluis nur einen spirituellen Weg, der von der Katharsis über die Myesis zur Epopteia führt: von der Reinigung der Seele über die Rückkehr zu ihrem ursprünglichen Zustand der Einheit
zu ihrer Erleuchtung durch ihr spirituelles Zentrum, den Logos. Und diese Wandlung der Seele wird durch die Offenbarung der Sophia symbolisiert, die die Weltseele ist, und zugleich die Seele, die sich selbst begrüßt, denn in der Zwischenwelt der Seele
wird das Innere als Äußeres erlebt. Erst nach ihrer Reinigung (katharsis) wird Christus in der Seele wahrhaftig geboren, die Seele muss zur Jungfrau werden, damit sie den Logos in sich empfangen kann.
Eine Frage bleibt allerdings bei all diesen Ausführungen offen: warum das Weibliche oder auch nur die Symbolik des Weiblichen von der Trinität ausgeschlossen sein soll und es bestenfalls als »Medium«, als »Matrix« in der theosophischen Ontologie
vorzukommen scheint. Wenn schon die Geschlechtssymbolik in die Trinität hineinprojiziert werden muss, dann ist eine trinitarische Gottheit ohne ein weibliches Element eine monströse Einseitigkeit. Es läge in der Tat
nahe, wie dies zuweilen geschehen ist und wie es auch in der Kabbala geschieht, den Heiligen Geist mit Sophia zu identifizieren.
https://anthroblog.anthroweb.info/2011/die-himmlische-sophia-theosophie-x/
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„Hypostasis bedeutet hier „dauerhafter Bestand“ oder „Wirklichkeit“, eine nicht nur scheinbare oder eingebildete Existenz. In diesem Sinne kommt das Wort ab dem
2. Jahrhundert v. Chr. vor. Es war aber zunächst kein streng definierter, auf eine bestimmte Bedeutung eingeengter Fachbegriff. Versuche der älteren Forschung, einen spezifischen Sprachgebrauch der Stoiker oder der Peripatetiker nachzuweisen,
sind gescheitert. (Wikipedia) [51816]“