“William Blake (* 28. November 1757 in London; † 12. August 1827 ebenda) war ein englischer Dichter, Naturmystiker, Maler und der Erfinder der Reliefradierung. Sowohl sein künstlerisches als auch sein literarisches Werk wurde von seinen Zeitgenossen weitgehend abgelehnt. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts wurden seine sehr innovativen Arbeiten von den Präraffaeliten entdeckt, fanden allgemein Anerkennung und später auch in der Popkultur Verbreitung.
Die erste Gesamtausgabe der Werke Blakes wurde 1893 vom irischen Dichter William Butler Yeats und Edwin Ellis herausgegeben.
Leben
Schon als Kind soll William Blake über das „zweite Gesicht“ verfügt und Visionen von Engeln und Propheten gehabt haben, die er in Gedichten und Bildern verarbeitete. Blakes Eltern waren von der Hochkirche abweichende Dissenter und gehörten wahrscheinlich den Mährischen Brüdern an. Die Bibel gehörte zu den prägenden Einflüssen auf Blake und blieb zeitlebens für ihn eine Quelle der Inspiration.
Geistesgeschichtliche Einschätzung
„Europe a Prophecy“ (Europa, eine Prophetie)
Blake verabscheute nicht nur Sklaverei, sondern glaubte auch an die Gleichheit der Rassen und Geschlechter. Diese erstaunlich modern anmutenden Ansichten verband er mit einer gegen die etablierten Kirchen entwickelten naturnahen Spiritualität und einem tiefen Misstrauen gegen den aufkommenden Materialismus. Beeinflusst wurde Blake politisch sowohl von der Amerikanischen als auch von der Französischen Revolution, theoretisch unter anderen von Lavater, Swedenborg und Winckelmann.
Blakes Ansichten waren für die rechtgläubigen Christen seiner Zeit oft schockierend, obwohl er sich immer auf seine Weise eng dem Neuen Testament verbunden fühlte. Einer von Blakes stärksten Einwänden gegen die christliche Lehrmeinung war, dass sie für die Unterdrückung natürlichen Begehrens und gegen lebendige Sinnesfreude Position bezog. Blake glaubte, dass die Freude der Menschen ein Lobpreis Gottes sei, und die „lebensverneinenden“ Religionen der Welt und damit auch die rechtgläubigen Christen in Wirklichkeit Satan anbeteten. Er hielt Satan für eine Verkörperung des Irrtums und eines „Todeszustands“.”
“In Vision of the Last Judgements schrieb Blake: „Men are admitted into Heaven not because they have curbed & governed their Passions or have No Passions, but because they have Cultivated their Understandings“ („Die Menschen werden in den Himmel aufgenommen, nicht weil sie ihre Leidenschaften gezügelt und besiegt oder gar keine Leidenschaften hätten, sondern weil sie ihr Verständnis der Dinge kultiviert haben“).”
“Mit seinen Vorstellungen wandte sich Blake nicht nur gegen die orthodoxe Ordnung der Aufklärung, sondern ebenso gegen die Konzeption des fernen, übermächtigen Gottes der anglikanischen Church of England und des Deismus.
Die Verehrung des menschlichen Verstandes verband Blake mit einer visionären Schau, die von Zeitgenossen oft als Wahnsinn gedeutet wurde, für Blake aber eine Erweiterung des Verstehens, eine Bewusstseinserweiterung darstellte. Insofern wird verständlich, dass sowohl der mit Meskalin experimentierende Schriftsteller Aldous Huxley eines seiner Bücher als auch die psychedelische Elemente..”
“Blake berichtete über sich selbst, dass seine Alltagswahrnehmungen unablässig von Visionen begleitet und überlagert waren. So sah er beispielsweise im Sonnenaufgang nicht nur die Wiederkehr des Lichts, sondern einen Jubelchor von Engeln. Die Natur und die Welt waren für ihn daher nur Zeichen und in diesem Sinne Tore zum Himmel und zur ewigen Welt des Jenseits, auf die Blakes eigentliches Interesse gerichtet war. In seiner antirationalistischen Weltsicht und seiner persönlichen Mythologie sowie seiner besonderen explorativen Verwendung von Bildern spielte diese Spiritualisierung der Natur eine wesentliche Rolle.
Viele Zeitgenossen hielten Blake für einen harmlosen Exzentriker. Möglicherweise bewahrte ihn diese Einschätzung vor persönlicher Verfolgung auf Grund seiner radikalen politischen Ansichten, besonders in den Jahren nach 1793, als die gesellschaftliche Situation in England angesichts der revolutionären Ereignisse in Frankreich zunehmend repressiver wurde.
Blake sah im Künstler eine Verbindung zum Göttlichen. Die menschliche Form erschien ihm als lebendige Verkörperung der Gottheit. Der Gott des etablierten Christentums war für ihn eine autoritäre, den Menschen durch Gesetze beschränkende Gottheit, und das Wesen, das in dieser Religion als Teufel gesehen wird, war für ihn das erste, der dagegen protestierte. Die Pfarrer, in seinen Augen Wächter einer pervertierten Religion, hinderten die Menschen daran, ihre Energie und Phantasien freizusetzen. Es lag in Blakes großer Vision, dass die Menschen in der Lage seien, alle Beschränkungen, alle Aufspaltungen zu überwinden und zu einer Sicht des Einsseins zu gelangen, die für sie befreiend sein würde.”
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“Als radikaler Künstler wurde Blake zum Ein-Mann-Unternehmer, der seine Bücher im Alleingang herstellte: Er schrieb die Verse, entwarf die Bilder, fertigte die Druckplatten nach dem von ihm erfundenen Verfahren der Reliefradierung und kolorierte, von seiner Frau unterstützt, die Drucke. Auf diese Weise entzog er sich kommerziellen Zwängen, verlor aber einen Teil seines Publikums.
Auch unter dürftigen Lebensbedingungen fand er in seiner Kunst Erfüllung. „Wenn es je einen glücklichen Menschen unter den Intellektuellen gab“, so sein Biograph Peter Ackroyd, „dann war es dieser Künstler.“ Noch auf dem Sterbebett arbeitete er an einer neuen Version seines Gemäldes Und Gott erschuf die Welt. Seine letzten Worte sollen gelautet haben: „Ich gehe in ein Land, das ich schon immer sehen wollte.“
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“Werke:
Neben den Radierungen zu Edward Youngs Night Thoughts (1797, Nachdrucke bei Folio Society, London) werden die beiden Gedichtbände Songs of Innocence und Songs of Experience (1789–94, 2 Bände) zu Blakes bedeutendsten Werken gezählt.
Blake wollte in den Songs „zwei unterschiedliche Zustände der Seele“ aufzeigen. Er sieht im Kind ein Zeichen unverdorbenen Potentials, in dem das Böse noch nicht existiert. Das Böse wird erst durch die Unterdrückung des menschlichen Geistes erzeugt. So findet sich in diesen Gedichten auch immer wieder Kritik an den gesellschaftlichen Verhältnissen und am etablierten, institutionalisierten Christentum. Blake sieht die Aufgabe des prophetischen Künstlers eben genau darin, diese Kritik klarsichtig zu leisten.
Eine Zeit lang wurde Blake durch das Werk des schwedischen Philosophen und Mystikers Emanuel Swedenborg und durch die Schriften des deutschen Mystikers Jakob Böhme beeinflusst. Seine Lektüre der Werke dieser Mystiker sowie der Bibel und der Schriften John Miltons führten ihn zu der Annahme, die ursprüngliche Einheit von Gott und Mensch sei durch den Sündenfall nicht völlig zerstört worden, Gott sei vielmehr in der menschlichen Imagination präsent. So schreibt er in den Annotations to Berkeley‘s <
Mit der Ideenschrift The Marriage of Heaven and Hell (1790 – 93), einer einzigartigen, experimentellen Aphorismensammlung, in der die orthodoxen Kategorien von Moral in Frage gestellt werden, löste sich Blake von Swedenborg. Gegen Swedenborgs Grundsatz der Ausgewogenheit setzt Blake in The Marriage of Heaven and Hell, das zum Teil eine satirische Replik auf dessen Treatise concerning heaven and hell (englisch 1778) darstellt, das Prinzip des lebendigen Gegensatzes, wobei Gut und Böse aus seiner Sicht nur unzureichende Abstraktionen waren. Mit einer Sequenz paradoxer Aphorismen und Reflexionen versuchte Blake im Folgenden, sein Gegensystem zu den vorherrschenden konventionellen Moralvorstellungen weiter zu festigen;”